Wussten Sie schon....

 

....... schützenswertes in unserer heimatlichen Natur

 

Guten Tag darf ich mich vorstellen, ich bin der Sperlingskauz (Glaucidium passerinum), die kleinste europäische Eule und wohne ganz in Ihrer Nähe hier auf dem Bergrücken, dem Stillfüssel direkt oberhalb des Eiterbachtales. 

Ich bin nur circa 15-19 cm groß und mein Gewicht beträgt etwa 60 g, das von meinem Frauchen etwa 75 g. Unsere Flügelspannweite liegt bei ungefähr 34-38 cm. Somit sind wir nicht größer als ein Star (Vogel des Jahres 2018).   

Unser Kopf ist relativ klein und flach mit gelben Augen und kurzem Überaugenstreif. Man sagt wir sehen aus wie kleine Kobolde, halt pfiffig. Unser Federkleid ist überwiegend bräunlich gefärbt mit lauter kleinen weißen Tüpfelchen, die allerdings bei unseren Jungen noch fehlen.

Wir leben bevorzugt in Mischwäldern mit alten Fichtenbeständen häufig am Rande von Lichtungen. Gerne sitzen wir hoch oben in Fichtenspitzen und mit unseren schnellen ruckartigen Kopf- und Schwanzbewegungen nehmen wir unsere Umgebung sowohl tagsüber als auch in der Dämmerung wahr.

Zum Abstecken meines Reviers zur Paarungszeit ab März pfeife ich monoton ühb, ühb, vibrierend ühb, üüü. Zur Wohnungssuche, wir sind Höhlenbrüter, zeige ich meinem Weibchen mehrere Spechthöhlen insbesondere von Buntspechten, bis sie sich für eine passende Höhle entschieden hat. Sie bevorzugt ein kleines Einflugsloch und eine tiefe Höhle, die sie akribisch sauber hält. Sie wirft alles heraus, sie entmüllt sozusagen ihre Wohnstube und legt Vorräte von toten Mäusen an. Es werden 4 - 6 weiße Eier ausgebrütet. In dieser Zeit (22 - 28 Tage) verlässt sie die Wohnung kaum und wird von mir gefüttert. Wir ernähren uns hauptsächlich von Vögeln und Mäusen.Trotz meiner geringen Größe bin ich kräftig und kann sogar Vögel erlegen, die so groß wie eine Drossel sind.

Die Jungen verlassen die Höhle nach etwa einem Monat.

Außerhalb der Brutzeit verständigen wir uns beide mit Herbstgesang, einer schnell ansteigenden Reihe von Pfeiftönen (Tonleiter).

 

Der Naturschutzbeauftragte des NABU Wald-Michelbach Wolfgang Wenner, wanderte mehrfach zum Stillfüssel, unter anderem um nach dem Rauhfußkauz Ausschau zu halten. Dabei machte er Tonbandaufnahmen vom Rauhfußkauz. Einer seiner Söhne hörte dabei einen anderen Ruf und sie ordneten diesen Ruf uns, also dem Sperlingskauz zu.

 

Bis zum Frühjahr 2017 war gar nicht bekannt, dass es uns auf dem Stillfüssel gibt.

 

Herr Wenner wollte ein Foto von uns. Wir sind Meister im Verstecken, normalerweise sieht man uns nicht.

Jedoch mit Hilfe anderer Waldvögel, die durch lautes Schimpfen in den Baumkronen, in denen wir uns aufhalten, uns vertreiben wollten, wurde Herr Wenner auf uns aufmerksam.

So konnte er schöne Fotos aus der Nähe von uns machen. Dies gelang ihm mehrfach bis zum Juni 2017. Dabei hat der Hobbyfotograph gelernt, unseren Pfeifton zu imitieren. Wir haben ihm sogar geantwortet.

Wisst Ihr eigentlich wie selten wir sind und welches Glück wir bislang hatten, hier auf dem Stillfüssel leben zu dürfen. Wir sind mit 2000 Brutpaaren, der Raufußkauz mit 2500 in Deutschland viel weniger als zum Beispiel der Waldkauz mit circa 60 000 Brutpaaren oder die Waldohreule mit etwa 32 000 Brutpaaren.

Wir, der Sperlingskauz als auch der Raufußkauz sind Standvögel und im Gebiet des Stillfüssel heimisch. Unser Leben war bislang hier auf dem Bergrücken auch nicht so einfach, denn wir haben viele natürliche Feinde wie Baummarder, Waldkauz, Sperber und Habicht. In der Regel werden wir nicht älter als 7 Jahre. Die größte Gefahr jedoch geht vom Menschen aus durch Zerstörung unseres Lebensraums.

 

Alle Bilder und Beobachtungen von uns hat Herr Wenner direkt im Rodungsgebiet und innerhalb der inzwischen entstehenden 5 Windkraftanlagen gemacht.   

Ich will mir gar nicht ausdenken wie es uns weiterhin hier in dieser Industriebrache ergehen wird. Ein lebenswerter Wald ist es schon jetzt nicht mehr.

Es bleibt zu hoffen, dass uns Herr Wenner auch noch im nächsten Jahr mit unserem Pfeifton aufspüren und begrüßen kann.

 

Dr. med. Angelika Grimm-Eckardt

 

Fotos von Wolfgang Wenner: