Totholz: Der muss weg, oder...?

Irgendwann ist es soweit, dann sterben auch die langlebigen Apfel-, Birn- und Zwetschgenbäume ab und fallen in der Regel der Motorsäge zum Opfer. Für den Menschen hat so ein Baum dann bestenfalls noch Nutzen als Brennholz. Dabei wird leider fast immer übersehen, dass gerade abgestorbene Bäume für eine Vielfalt von Tieren Lebensraum darstellen, den ein gesunder Baum gar nicht bieten kann. Besonders „stehendes Totholz“ bietet mit seiner strukturellen Vielfalt Tieren und Pflanzen Existenz- und Überlebensmöglichkeiten.  Viele hundert Insektenarten, wie z.B. holzbohrende Käfer, Ameisen, Hornissen und andere Hautflügler, nutzen einen abgestorben Baum als Nahrungslieferant oder Wohnraum. Aber auch viele Wirbeltiere sind auf die toten Bäume angewiesen und kommen oft auch nur an solchen Stellen vor. So leben z.B. in den Hohlräumen diverse Vogelarten (z.B. Singvögel, Eulen, Tauben), Reptilien, Igel, Wiesel und natürlich Fledermäuse. Die einzelnen Arten leben dabei oft in Symbiose und sind aufeinander angewiesen. So gibt es auf Fledermauskot spezialisierte Insekten, welche die Exkremente abbauen. Diese Abbauprodukte stehen dann wieder anderen Insekten als Lebensgrundlage zur Verfügung. Wildbienen sind auf die Fraßgänge der Käfer angewiesen, in die sie dann ihre Brut ablegen (ein natürliches „Wildbienenhotel“). Der tote Baum mit seinem langsamen Verrottungsprozess in unterschiedlichen Zersetzungsstadien ist daher eine eigene kleine Welt mit tausenden (!) Tier-, Pflanzen- und Pilzarten.

Wenn also die Möglichkeit besteht, einen abgestorbenen Baum stehen zu lassen (und keine Umsturzgefahr bzw. Gefahr durch herabfallende Äste besteht), dann sollte man das aus den oben genannten Gründen tun. Im Ofen wärmt er nur einmal, bleibt er hingegen stehen, so kann er noch Jahre oder sogar Jahrzehnte der Natur von Nutzen sein.

Im Bild ein ca. 80 bis 100 Jahre alter - noch lebender - Apfelbaum, der innen komplett hohl ist und damit einen idealen Lebensraum für viele Tiere bietet.

 

Johannes Fink für LeO e.V.