Eine neue Apfelsorte entsteht

 

Der ein oder andere Apfelbaumbesitzer mag sich schon mal gewundert haben, dass an ein und demselben Apfelbaum die Äpfel unterschiedlich aussehen und auch schmecken. Das hängt meist damit zusammen, an welcher Stelle des Baumes sich die  Äpfel befinden. Prinzipiell hängen die schönsten Äpfel am Baum an den sonnenbeschienen Seiten, also außen, während Äpfel im Bauminneren oft zu wenig Licht bekommen und daher nicht komplett ausreifen können. Ein professioneller Schnitt kann da durchaus Abhilfe schaffen. In wesentlich selteneren Fällen hängen an einem Ast jedoch Äpfel, die irgendwie so gar nicht zu der Sorte am Baum passen wollen.

 

Obstsorten wie der Apfel werden vegetativ vermehrt. D.h. von einer Edelsorte wird ein Edelreis (einjähriger Zweig) auf die unedle Sorte (Unterlage) gepfropft bzw. veredelt. So erhält man einen Baum und damit Äpfel, die genetisch identisch mit der Edelsorte sind. Pflanzt man dagegen einen Apfelkern ein und zieht das Bäumchen groß, dann kommt niemals die Sorte heraus, von der der Apfelkern stammt, da die Häfte des Erbgutes durch Fremdbefruchtung von einem anderen Apfelbaum eingetragen wird.

 

Wie kommt es nun dazu, dass es auf einmal eine zweite Apfelsorte  auf dem Baum gibt, obwohl niemand ein weiteres Edelreis aufgepfropft hat? Hier hat es offensichtlich eine sogenannte Knospenmutation gegeben. Auf eine Knospe haben Umwelteinflüsse eingewirkt und dafür gesorgt, dass das Erbgut mutiert. Aus dieser Knospe wächst dann ein Ast und nach drei oder vier Jahren hängen die ersten mutierten Äpfel daran. Im konkreten Fall handelt es sich um eine Knospenmutation der Sorte Goldparmäne. Die neue „Sorte“ ist komplett rot und nicht wie die Muttersorte gelbrot bzw. gelb.

 

Oft betrifft die Mutation nur ein Merkmal wie die Farbe. Form und Geschmack sind dann identisch mit der Muttersorte. So sind der Rote Gravensteiner und der Rote Boskoop ebenfalls Spielformen solcher Knospenmutationen. Die Goldparmäne ist übrigens eine der ältesten Apfelsorten überhaupt. Ihre Ursprünge gehen bis ins Mittelalter zurück. Dass sie einen so langen Zeitraum überlebt hat, verdankt sie wohl ihrem exzellenten Geschmack, ihrer universellen Verwendung sowie der guten Lagerfähigkeit. Hat man nur für einen Baum Platz im Garten oder auf der Streuobstwiese, dann zählt die Goldparmäne zu den absoluten Favoriten.

 

Johannes Fink