Seltene Schmetterlinge in Heiligkreuzsteinach

Wer mit offenen Augen durch die Landschaft geht, kann sie manchmal entdecken. Manche von ihnen sind mittlerweile zu absoluten Raritäten geworden und deshalb streng geschützt. Die Rede ist hier von unseren einheimischen Bläulingen, in diesem Fall vom „Dunklen Wiesenknopf Ameisen-Bläuling“ und dem sehr seltenen „Hellen Wiesenknopf Ameisen-Bläuling“. Alle Bläulinge sind geschützt und viele sind vom Aussterben bedroht. Sie stehen deshalb auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Die kleinen Schmetterlinge mit gerade einmal 3-4 cm Flügenspannweite haben spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum und oft grenzen diese Lebensräume eng aneinander: Feuchte Gräben und Wiesen, die an Trockengebiete (Magerwiesen) mit Strauchwuchs angrenzen. Also das, was wir im Steinachtal noch vereinzelt vorfinden und erhalten müssen. Wichtig ist, dass die Futterpflanzen wie Wiesenknopf, Sauerampfer, Hornklee, Luzerne, Stechginster etc. eine Überlebenschance haben bzw. den Schmetterlingen die Möglichkeit zu Eiablage gegeben wird. Damit sich die Raupen entwickeln können, darf die Wiese nicht mehr als zweimal im Jahr gemäht werden. Die zweite Mahd sollte dann auch erst Mitte bis Ende September erfolgen, zumindest auf den Wiesen, wo die Schmetterlinge vorkommen. Genauso wichtig ist aber auch, dass die Landschaft nicht verbuscht oder sich gar Bäume ansiedeln, da sie den Charakter der Landschaft negativ beeinflussen würden und schlecht für die Artenvielfalt wären. Landschaftspflege mit Augenmaß ist hier gefragt! Der Dunkle und der Helle Wiesenknopf Ameisen-Bläuling haben sogar noch ein weiteres Handicap: Nicht nur, dass sie auf den „Großen Wiesenknopf“ als Eiablagestelle angewiesen sind, sie leben auch noch in Symbiose mit einigen Ameisenarten. Die Schmetterlinge legen ihre Eier ausschließlich auf den Blüten des Großen Wiesenknopfes ab. Der Schmetterling selbst saugt an dessen Blüten, während die Raupen im Anfangsstadium ihrer Entwicklung die Blüten fressen. Im weiteren Verlauf leben sie allerdings räuberisch. Sie lassen sich von der Blüte herunterfallen und warten, bis sie von ihren Wirtsameisen in deren Bau getragen werden. Da sie den Nestgeruch der Ameisen perfekt imitieren können, werden sie wie die eigene Ameisenbrut gepflegt. Im Ameisenbau ernähren sie sich dann von der Ameisenbrut und überlassen den Ameisen im Gegenzug ein zuckerhaltiges Sekret. Bis zu vier Raupen kann ein Nest verkraften. Eine Raube frisst in ihrem Leben mehrere hundert Ameiseneier und -larven. Die Überwinterung findet ebenfalls im Ameisennest statt. Bei der Verpuppung bzw. dem Schlupf im Frühjahr ist Eile geboten. Der fertige Schmetterling wird nämlich von den Ameisen als Eindringling erkannt und angegriffen bzw. als Beute betrachtet.

Im Bild ein „Dunkler Wiesenknopf Ameisen-Bläuling“ auf der Blüte eines „Großen Wiesenknopfes“, ein „Heller Wiesenknopf Ameisen-Bläuling“ auf der Blüte des Spitzwegerichs  und mit geöffneten Flügeln ein „Hauhechel-Bläuling“.

 

Bericht und Fotos: Johannes Fink (Mitglied des Vereins Lebenswerter Odenwald Heiligkreuzsteinach e.V.)

 

Das Tagpfauenauge …

 

… ist unser häufigster Edelfalter, wobei „häufig“ relativ ist: Wie bei praktisch allen anderen Schmetterlingen geht auch sein Bestand zurück, obwohl er eigentlich weit verbreitet ist. Der Falter selbst ist anspruchslos was seine Nahrungsquellen angeht. Im Frühjahr saugt er an Löwenzahn, Weiden und Schlehen und im Sommer und Herbst an Flieder, Astern und über 100 weiteren Pflanzenarten. Seine Raupen sind jedoch Feinschmecker. Sie fressen, wie viele andere Schmetterlingsraupen auch, nur die Blätter der Brennnessel. Hier kommen sie manchmal in Massen vor, wenngleich man schon etwas Glück braucht, um ein Vorkommen wie hier auf den Bildern zu finden. Das Tagpfauenauge überwintert als Schmetterling im Gegensatz zu anderen Faltern, wie z.B. dem Schwalbenschwanz, der den Winter als Puppe überdauert. In den Wintermonaten findet man deswegen die Tagpfauenaugen häufig auf Dachböden und in Schuppen. Wichtig ist hier, dass man im Frühjahr für einen Ausgang sorgt. Bedingt durch das wärmere Klima schaffen die Falter bei uns mittlerweile zwei Generationen pro Jahr. Die erste (Winter-)Generation fliegt ab Ende März und hat eine Lebensdauer von dann insgesamt knapp einem Jahr. Ab Mai, wenn die Temperaturen steigen, legen die Weibchen ihre ca. 100 Eier an besagten Brennnesseln ab. Nach ca. zwei Wochen schlüpfen die Raupen und fangen an, die Futterpflanzen abzufressen. Nach mehreren Häutungen und weiteren drei bis vier Wochen verpuppt sich die Raupe, sofern sie bis dahin nicht von ihren zahlreichen Feinden wie Raupenfliegen und Schlupfwespen parasitiert wurde. Es dauert dann nochmal knapp zwei bis drei Wochen, bis aus der Puppe der fertige Falter schlüpft. Ab Ende Juni fliegt dann die erste neue Faltergeneration des Jahres, welche sich im gleichen Jahr nochmals fortpflanzt. Erst die Nachkommen dieser Generation überwintern ab November an geschützten Orten und im Frühjahr beginnt der Zyklus von neuem. Wer Mäharbeiten durchführt, sollte bei Brennesselbeständen ein Auge auf potentielle Raupen haben und gegebenenfalls die Brennnesseln zum Schutz der Schmetterlinge stehen lassen.

Johannes Fink für LeO e.V.