Wir haben Hunger!

 

Immer noch hält sich hartnäckig der Irrglaube, dass man die heimischen Singvögel nicht füttern soll, da dies den Vögeln schaden würde. Das ist schlicht und einfach falsch und wissenschaftlich längst überholt. Auch wenn einige „Puristen“ der Meinung sind, man solle die Natur sich selbst überlassen (Stichwort: Selbstheilungskräfte), ist nicht einzusehen, warum man den Singvögeln bei der Futtersuche nicht unter die Flügel greifen sollte.

 

Doch der Reihe nach: Das diesjährige Brutjahr ist mittlerweile schon zu Ende, und kann man schon jetzt sagen, dass es bei uns ein gutes Brutjahr war. Es gab praktisch keine längeren Schlechtwetterperioden, d.h. unsere Singvögel wurden weder durch Kälte- noch Regeneinbrüche überrascht. Die Bedingungen für die Jungenaufzucht waren deswegen gut. Kein Vergleich zum Jahr 2016, wo viele Jungvögel verhungerten bzw. die Brut verlassen wurde und es in den Nistkästen schlimm aussah. Viele Vögel haben die Chance genutzt und zweimal gebrütet, bzw. sie bereiteten sogar teilweise die dritte Brut vor. Selbst die Blaumeise, die in der Regel nur eine (dafür eine große) Brut aufzieht, hat manchmal zum 2. Mal Junge. Fazit: Es gibt momentan so viele (Jung-) Vögel, wie schon lange nicht mehr und die wollen versorgt sein. Sommerfütterer werden beobachtet haben, dass ab Mai/Juni der Andrang an den Futterstellen enorm zugenommen hat. Die Natur kann diesen enormen Nahrungsbedarf der vielen Vögel kurzfristig nicht  zur Verfügung stellen. Ohne Fütterung würden deswegen viele der Jungvögel die ersten Wochen nicht überleben. Leichte Beute gibt es nämlich nicht mehr in so großer Menge auf so engen Raum. Mit der Fütterung von Fettfutter, Meisenknödeln, Erdnüssen, Haferflocken (mit etwas Speiseöl, besser noch Rindertalg oder Schweineschmalz) und Sonnenblumenkernen kann man den Singvögeln gut über die kritischen Wochen helfen. In Richtung Herbst und Winter „verläuft“ sich dann das Ganze wieder bis zur nächsten Brutsaison bzw. der Sperber und andere Feinde sorgen dafür, dass die Populationen bis zum Frühjahr auf Normalmaß zurückgehen.

 

Im Bild: Weiblicher und männlicher Dompfaff an der Futterstelle

 

Johannes Fink für LeO e.V.